4.–10. April 2024 RIFFRAFF
Programmübersicht
4. April 2024
  1. 18:30
    Twice Colonized
    Do. 4. Apr.
    OVe 92' | Dänemark, Grönland, Kanada | Lin Alluna | Dok

    Als Anwältin und Aktivistin steht die unerschütterliche Protagonistin Aaju Peter im Zentrum eines Kampfes für die Anerkennung indigener Völker in einer Welt, in der der Kolonialismus nach wie vor präsent ist. In ihrer Kindheit von Grönland nach Dänemark versetzt, verlor sie ihre Muttersprache und Kultur und erlebte in Kanada eine weitere Form der Kolonialisierung. Der Film begleitet sie auf ihrer persönlichen Reise, zurück zu den Orten der Traumata, und zeigt ihren beharrlichen Einsatz für Gerechtigkeit und eine bessere Zukunft für die nächsten Generationen. Eine Geschichte von Widerstand und Entdeckung, die Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und Anerkennung aufwirft. (This Human World)

    OPENING NIGHT

    BEGRÜSSUNGSWORTE
    Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
    Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zurich

    Im Anschluss Gespräch mit der Protagonistin Aaju Peter (Engl.)
    Moderation: Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich

  2. 21:00
    Lobo e Cão
    Do. 4. Apr.
    OVe 111' | Portugal 2022 | Cláudia Varejão | Spielfilm

    Sehnsuchtsort für die einen, beengende Heimat für die anderen: das Azoren-Archipel mitten im Atlantischen Ozean. Hier finden Tourist:innen Naturspektakel und Erholung, doch für die besten Freunde Ana und Luis sind die Inseln ein Ort ohne Zukunft. Der Alltag ist geprägt vom Katholizismus und fest zementierten Geschlechterrollen, von denen sich die Jugendlichen zu befreien versuchen. Zuflucht gibt ihnen die queere Gemeinschaft, mit der sie Grenzen ausloten, glitzernde Parties feiern und sich den komplexen Gefühlen hingeben, die das Aufwachsen zwischen Tradition und Rebellion mit sich bringt. Als Cloé aus Kanada zu Besuch kommt, lässt sich Ana auf eine aufregende Reise ein, die sie über ihren eigenen Horizont hinausführen wird. Lustvoll erkundet sie die Möglichkeiten einer fluiden sexuellen Identität. Ein kraftvolles Porträt der Jugend von São Miguel, die Verletzlichkeit zulässt und sich gemeinsam über erdrückende Normen hinwegsetzt – und eine queere Utopie vorlebt, die inspiriert. (nio)

    Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Cláudia Varejão (Engl.)
    Moderation: Emma Six, FIFDH

    Präsentiert mit dem FIFDH Genf – Festival du film et forum international sur les droits humains

5. April 2024
  1. 09:30
    If Only I Could Hibernate SCHULVORSTELLUNG
    Fr. 5. Apr.

    Anmeldung hier

    OVd 98' | Mongolei, Frankreich, Schweiz, Katar 2023 | Zoljargal Purevdash | Spielfilm

    Fern jeglicher Reiseromantik erzählt die mongolische Regisseurin Zoljargal Purevdash mit viel Humor und Hoffnung von einem talentierten Jugendlichen, der Verantwortung für seine Familie übernehmen muss. Ulzii, ein mitteloser aber hochbegabter und stolzer Teenager, lebt mit seiner Familie im Jurtenviertel von Ulaanbaatar. Sein aussergewöhnliches schulisches Talent kann er bei einem Physikwettbewerb unter Beweis stellen, welches ein Stipendium und eine Zukunftsperspektive bedeutet. Er muss jedoch erst seine Geschwister durch den eisigen Winter bringen und dafür einen riskanten Job annehmen. Die Regisseurin erzählt mit ungeschöntem Blick die Coming-of-Age-Geschichte eines pragmatischen Jugendlichen, fern jeglicher Romantik, in der schonungslosen Kälte der Mongolei und findet dabei Humor und Wärme im Familienalltag. (First Hand Films)

    Nach dem Film folgt ein Video-Interview mit dem Protagonist des Filmes.

  2. 13:30
    Les Filles d'Olfa SCHULVORSTELLUNG
    Fr. 5. Apr.

    Anmeldung hier

    OVdf 107' | Frankreich, Deutschland, Saudi-Arabien, Tunesien 2023 | Kaouther Ben Hania | Dokumentarfilm (hybrid)

    In Tunesien ist die Geschichte von Olfa Hamrouni bekannt, seit die Mutter von vier Töchtern 2016 ihr Schicksal öffentlich gemacht hatte. Ghofrane und Rahma hatten als Teenager Tunesien verlassen, um an der Seite des IS in Libyen zu kämpfen; die Mutter und die beiden anderen Töchter, Eya und Tayssir, blieben zurück und fragten sich: Was war geschehen? Wie war das möglich? Um sich dieser Familiengeschichte und den Entwicklungen in Tunesien mit der nötigen Distanz zu nähern, lässt die Regisseurin drei Schauspielerinnen auftreten und verwebt in einer meisterlich fesselnden Inszenierung Dokument und Fiktion.

    «Les Filles d’Olfa» gewann in Cannes den Preis «Oeil d’or» für den besten Dokumentarfilm. Kaouther Ben Hanias Film ist ein zutiefst aufrichtiger Versuch, ein Stück Wirklichkeit mit dokumentarischen wie mit fiktiven Mitteln zu erzählen und dabei über das Erzählen selber zu sinnieren und über die Frage, was es mit uns und unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit macht. Ein kraftvolles, intelligentes, lokales und universelles Filmerlebnis in einem.

    Vor dem Film gibt Dilyara Müller-Suleymanova einen Input zum Thema Radikalisierung von jungen Menschen und Bezug zur Schweiz.

  3. 18:10
    Etilaat Roz
    Fr. 5. Apr.
    OVe 93' | Afghanistan 2022 | Abbas Rezaie | Dok

    Die Tageszeitung Etilaat Roz aus Kabul recherchierte investigativ gegen Korruption und Amtsmissbrauch. Dafür wurde das unabhängige Medium von Transparency International 2020 ausgezeichnet. Nach dem überstürzten Abzug der US-Streitkräfte Mitte August 2021 organisierte die Armee letzte Evakuierungsflüge, Präsident Ghani floh ausser Landes und die Taliban übernahmen die Macht. Abbas Rezaie beobachtet als Mitarbeiter den Herausgeber Zaki Daryabi und sein Team hautnah in den kritischen Wochen des Umbruchs: Lässt sich unter diesen Umständen weiterarbeiten? Wie können die Mitarbeiter:innen und die Quellen geschützt werden? Wer darf auf die Evakuierungsliste? Zaki Daryabi muss schwere Entscheidungen fällen. Ein dramatisches Kammerspiel, das Weltgeschichte auf engstem Raum spiegelt. (DokFest München)

    AFGHANISTAN UNTER DEN TALIBAN: HILFE FÜR MENSCHEN AUF DER FLUCHT

    Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan mussten zahlreiche Journalist:innen, Aktivist:innen und Menschenrechtsverteidiger:innen fliehen. Viele sind heute noch bedroht oder befinden sich in einer prekären Situation im Ausland. Gespräch mit Rebecca Allenspach vom Human Rights Relief Programm von Amnesty International, das zahlreiche Menschen bei der Flucht aus Afghanistan unterstützte. In Präsenz des Filmemachers Abbas Rezaie.

    Moderation: Alexandra Karle, Geschäftsleiterin Amnesty International Schweiz

    Präsentiert mit Amnesty International Schweiz

  4. 18:20
    Lobo e Cão
    Fr. 5. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 111' | Portugal 2022 | Cláudia Varejão | Spielfilm

    Sehnsuchtsort für die einen, beengende Heimat für die anderen: das Azoren-Archipel mitten im Atlantischen Ozean. Hier finden Tourist:innen Naturspektakel und Erholung, doch für die besten Freunde Ana und Luis sind die Inseln ein Ort ohne Zukunft. Der Alltag ist geprägt vom Katholizismus und fest zementierten Geschlechterrollen, von denen sich die Jugendlichen zu befreien versuchen. Zuflucht gibt ihnen die queere Gemeinschaft, mit der sie Grenzen ausloten, glitzernde Parties feiern und sich den komplexen Gefühlen hingeben, die das Aufwachsen zwischen Tradition und Rebellion mit sich bringt. Als Cloé aus Kanada zu Besuch kommt, lässt sich Ana auf eine aufregende Reise ein, die sie über ihren eigenen Horizont hinausführen wird. Lustvoll erkundet sie die Möglichkeiten einer fluiden sexuellen Identität. Ein kraftvolles Porträt der Jugend von São Miguel, die Verletzlichkeit zulässt und sich gemeinsam über erdrückende Normen hinwegsetzt – und eine queere Utopie vorlebt, die inspiriert. (nio)

  5. 20:30
    Twice Colonized
    Fr. 5. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 92' | Dänemark, Grönland, Kanada | Lin Alluna | Dok

    Als Anwältin und Aktivistin steht die unerschütterliche Protagonistin Aaju Peter im Zentrum eines Kampfes für die Anerkennung indigener Völker in einer Welt, in der der Kolonialismus nach wie vor präsent ist. In ihrer Kindheit von Grönland nach Dänemark versetzt, verlor sie ihre Muttersprache und Kultur und erlebte in Kanada eine weitere Form der Kolonialisierung. Der Film begleitet sie auf ihrer persönlichen Reise, zurück zu den Orten der Traumata, und zeigt ihren beharrlichen Einsatz für Gerechtigkeit und eine bessere Zukunft für die nächsten Generationen. Eine Geschichte von Widerstand und Entdeckung, die Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und Anerkennung aufwirft. (This Human World)

  6. 20:40
    Red Herring
    Fr. 5. Apr.
    OVe 94' | England 2023 | Kit Vincent | Dok

    Der 24-jährige Kit erfährt, dass er einen unheilbaren Hirntumor hat. Er konfrontiert die Eltern und Freundin mit seiner beschränkten Lebenszeit und zwingt sie, sich dem Schmerz des Loslassens zu stellen. Diese intimen Gespräche sind höchst emotional – insbesondere Kits Partnerin möchte nicht gefilmt werden, wenn beispielsweise die Frage auftaucht, ob er seine Samen einfrieren soll. Kit bleibt hartnäckig und tastet sich mit seiner Kamera mal behutsam, mal aufdringlich bis an die Schmerzgrenzen seiner Nächsten heran. Sie alle entwickeln unterschiedliche Bewältigungsstrategien, um mit dem nahenden Tod von Kit umzugehen. Der Vater, der mit Herzproblemen und Panikattacken kämpft, pflanzt medizinisches Gras an und konvertiert zum Judentum. Kit hat Mühe, über die eigene Angst vor dem Tod zu sprechen, doch findet er Bilder für seinen Schwebezustand und filmt sich selbst in Momenten extremer Verletzlichkeit. «No one really wants to talk about death – that’s what I remind them of». Kits angenehme Erzählstimme trägt uns durch dieses kompromisslose und trotz aller Traurigkeit humorvolle filmische Vermächtnis und reflektiert die gesellschaftliche Überforderung mit Krankheit und Tod. (slb)

    Im Anschluss Gespräch mit Lawrence Vincent, Protagonist und Vater von Kit Vincent (Engl.)

    Moderation: Josephine Tedder, HRFF Zurich

6. April 2024
  1. 13:00
    Punto de Encuentro
    Sa. 6. Apr.
    OVe 90' | Chile 2022 | Roberto Baeza | Dok

    Alfredo und Lucho, zwei junge Revolutionäre, die wie so viele in den 80er Jahren gegen Pinochets Regime kämpfen, treffen sich an einem geheimen Ort, wo sie vom chilenischen Geheimdienst aufgegriffen und in eine Zelle geworfen werden. Es folgen Folter und Demütigungen – Lucho überlebt, Alfredo wird nie gefunden. 45 Jahre später begleitet Roberto Baeza die Kinder der beiden schicksalhaft verbundenen Väter bei ihrer Aufarbeitung der Vergangenheit. Alfredo Junior und Paulina Costa sind selber Filmemacher:innen, die durch minutiös nacherzählte Szenen der Überlebenden die Traumata ihrer Väter – von unglaublich ähnlich aussehenden Schauspielern verkörpert – nachstellen. Detektiv:innen gleich, versuchen sie die Lücken der Erinnerungen zu schliessen. Wenn Lucho der inszenierten Folter in der engen Gefängniszelle zuschaut, kommt auch die Tochter Paulina an die Grenzen des Ertragbaren. Kann sie ihrem Vater diese Retraumatisierung zumuten? So entsteht ein faszinierendes hybrides Zeitdokument, das die Wunden der Ära Pinochet freilegt und den Link zur Gegenwart macht – zur neuen Generation, die heute wieder in Chile gegen die Regierung auf die Strasse geht. (slb)

    Im Anschluss Preisübergabe und Gespräch mit dem Filmemacher Roberto Baeza und der Literaturwissenschaftlerin Virginia Kargachin (Spanisch/Engl. mit Übersetzung)

    Moderation: Rachele Airoldi Asturias

    Gewinnerfilm Prix Célestine von Interfilm Schweiz

  2. 15:30
    Queendom
    Sa. 6. Apr.
    OVe 102' | USA, Frankreich 2023 | Agniia Galdanova | Dok

    «Schmerzt es?», fragt eine Freundin, als sie Gennadyi Stacheldraht fest um den Kopf und den ganzen Körper wickelt. «Mach einfach!», antwortet Gennadyi und verzieht keine Miene. So radikal und provokativ wie ihre Kostüme ist auch die Lebenshaltung der Drag Queen. Unbeirrt von gesellschaftlichen Moralvorstellungen mischt sich Gennadyi als Gena Marvin unters russische Volk und löst nicht selten lebensbedrohliche Reaktionen aus. Genas Waffe ist der eigene Körper – eingehüllt in selbstgeschneiderte Outfits, mit furchteinflössender Schminke und Tentakel erhitzt sie die repressiven Gemüter. In unglaublich hohen Absätzen bewegt sich Gena wie ein Alien durch die Strassen, Metrostationen oder Supermärkte Moskaus um gegen den Krieg in der Ukraine, vor allem aber gegen die Gewalt an LGBTIQ+ in Russland zu protestieren. Geprägt von einer Jugend auf dem Land, wo auf Gennadyis Anderssein mit psychischer und körperlicher Gewalt geantwortet wurde, kämpft die furchtlose Performer:in heute für Toleranz und gegen Ausgrenzung – auch im eigenen familiären Umfeld, wo der Grossvater wenig Verständnis für die nonbinäre Identität des Enkels zeigt. (nio)

    Im Anschluss Gespräch mit dem Produzenten Igor Myakotin (Engl.)
    Moderation: Michelle Beutler, Programmer Pink Apple

    Präsentiert mit Pink Apple – Queeres Filmfestival

  3. 17:00
    It's getting hot in here – TALK
    Sa. 6. Apr.

    Das Gleis
    Begrenzte Platzzahl

    D 90' | Schweiz | Katharina Morawek | Eintritt frei

    Zu Gast ist Elisabeth Stern, die mit den Klima-Seniorinnen die Schweiz vor den Europäischen Gerichtshof gebracht hat – ein Paradebeispiel für ein «Strategisches Rechtsverfahren». Sie erklärt, warum gerade ältere Frauen zu Gegnerinnen der laschen Klimapolitik der Schweiz werden. Georg Klingler (Greenpeace) hat die Kampagne begleitet und gibt Einblick in deren Strategie: Was brauchen solche Prozesse, um öffentlich zu mobilisieren und rechtlich wirksam zu werden? Joshua Wicke (Kurator Theaterhaus Gessnerallee) veranschaulicht anhand von Beispielen aus Theater, Performance und bildender Kunst, wie das Recht in Szene gesetzt werden kann, um eine Politik von unten zu fördern.

    Bilder © Matthias Lüscher / Greenpeace & Kathrin Grissemann / Ex-Press

    Präsentiert mit Greenpeace Schweiz

  4. 18:10
    Myanmar Diaries
    Sa. 6. Apr.
    OVe 70' | Holland, Myanmar, Norwegen 2022 | The Myanmar Film Collective | Dok

    Myanmar ist eines jener Länder, die immer wieder in den internationalen Schlagzeilen erscheinen, um dann erneut monatelang von der Bildfläche verdrängt zu werden. Zehn junge Filmschaffende aus Myanmar, die anonym bleiben müssen, weil sie ihr Leben riskieren, haben es gewagt, einen erschütternden Hilferuf für die Kinoleinwand zu realisieren. Der hybride Dokumentarfilm zeigt Myanmar nach dem Militärputsch am 1. Februar 2021, die landesweiten Proteste, den zivilen Ungehorsam. Handyaufnahmen von Bürgerjournalist:innen dokumentieren, wie brutal und willkürlich das Militär gegen Demonstrierende vorgeht. Eine junge Frau wird erschossen, weil sie ein rotes T-Shirt trägt – Rot gilt als Farbe des Protests. Zwischendurch sind die Oppositionellen auch zu Hause zu sehen. Ihre Gesichter sind nie erkennbar, doch ihre Angst, ihre Entschlossenheit, ihre Trauer, ihre Wut und die unendliche Leere, die die getötete Freundin im Alltag hinterlässt, werden umso deutlicher spürbar. Das anonyme Myanmar Film Collective will weder aufgeben noch sich in Opferrollen drängen lassen. Der Film ist ein Dokument des Widerstands mit den Mitteln des Kinos. (Berlinale)

    FIGHTING FOR DEMOCRACY (Engl.)
    Im Anschluss sprechen die beiden Produzent:innen Corinne van Egeraat und Petr Lom sowie Anja Ibkendanz, Programmverantwortliche Asien von Solidar Suisse, über den Wunsch nach Veränderung, die Kraft der Solidarität und die Rolle von NGOs – in einem Land, das von politischen Unruhen geprägt ist und in dem die Handlungsräume zivilgesellschaftlicher Akteur:innen zunehmend eingeschränkt sind.

    Moderation: Nicola Diday

    Präsentiert mit Solidar Suisse

  5. 18:20
    Red Herring
    Sa. 6. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 94' | England 2023 | Kit Vincent | Dok

    Der 24-jährige Kit erfährt, dass er einen unheilbaren Hirntumor hat. Er konfrontiert die Eltern und Freundin mit seiner beschränkten Lebenszeit und zwingt sie, sich dem Schmerz des Loslassens zu stellen. Diese intimen Gespräche sind höchst emotional – insbesondere Kits Partnerin möchte nicht gefilmt werden, wenn beispielsweise die Frage auftaucht, ob er seine Samen einfrieren soll. Kit bleibt hartnäckig und tastet sich mit seiner Kamera mal behutsam, mal aufdringlich bis an die Schmerzgrenzen seiner Nächsten heran. Sie alle entwickeln unterschiedliche Bewältigungsstrategien, um mit dem nahenden Tod von Kit umzugehen. Der Vater, der mit Herzproblemen und Panikattacken kämpft, pflanzt medizinisches Gras an und konvertiert zum Judentum. Kit hat Mühe, über die eigene Angst vor dem Tod zu sprechen, doch findet er Bilder für seinen Schwebezustand und filmt sich selbst in Momenten extremer Verletzlichkeit. «No one really wants to talk about death – that’s what I remind them of». Kits angenehme Erzählstimme trägt uns durch dieses kompromisslose und trotz aller Traurigkeit humorvolle filmische Vermächtnis und reflektiert die gesellschaftliche Überforderung mit Krankheit und Tod. (slb)

  6. 20:30
    Etilaat Roz
    Sa. 6. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 93' | Afghanistan 2022 | Abbas Rezaie | Dok

    Die Tageszeitung Etilaat Roz aus Kabul recherchierte investigativ gegen Korruption und Amtsmissbrauch. Dafür wurde das unabhängige Medium von Transparency International 2020 ausgezeichnet. Nach dem überstürzten Abzug der US-Streitkräfte Mitte August 2021 organisierte die Armee letzte Evakuierungsflüge, Präsident Ghani floh ausser Landes und die Taliban übernahmen die Macht. Abbas Rezaie beobachtet als Mitarbeiter den Herausgeber Zaki Daryabi und sein Team hautnah in den kritischen Wochen des Umbruchs: Lässt sich unter diesen Umständen weiterarbeiten? Wie können die Mitarbeiter:innen und die Quellen geschützt werden? Wer darf auf die Evakuierungsliste? Zaki Daryabi muss schwere Entscheidungen fällen. Ein dramatisches Kammerspiel, das Weltgeschichte auf engstem Raum spiegelt. (DokFest München)

  7. 20:40
    Under The Sky of Damascus
    Sa. 6. Apr.
    OVe 88' | Dänemark, Deutschland, USA, Syrien 2023 | Heba Khaled, Talal Derki, Ali Wajeeh | Dok

    Der Alltag in Syrien ist nicht nur durch den jahrelangen Krieg geprägt, sondern auch durch internalisierte Misogynie und Gewalt gegen Frauen. Man spricht nicht darüber, Belästigung scheint als Ausdruck von Autorität alltäglich. Viele Frauen werden pathologisiert und in die Psychiatrie eingewiesen, selbst extreme Übergriffe werden selten angezeigt. In Damaskus kommt ein Kollektiv junger Schauspielerinnen zusammen, um zum Thema zu recherchieren. Mit bewegenden anonymen Aussagen wollen sie gemeinsam ein Theaterstück erarbeiten und Tabus brechen. Doch Eliana, Inana, Farah, Grace und Souhir stossen auf Widerstand, in ihren Familien und sogar bei Diskussionen innerhalb der Gruppe. Als ihr feministisches Projekt plötzlich auf unerwartete Hürden stösst, wird ihr Enthusiasmus auf die bisher härteste Probe gestellt.
    Das syrische Regieduo Talal Derki und Heba Khaled hat zusammen mit Ali Wajeeh und aus der Distanz seines Berliner Exils Regie geführt. In ihrem Kommentar ordnet Heba Khaled die Bilder und die Unterdrückung syrischer Frauen ein und schlägt Brücken zu ihrer eigenen Geschichte. (Berlinale)

    THIS WAR IS OVER. THIS IS A NEW WAR: FRAUEN ZWISCHEN KRIEG UND FRIEDEN (De/Arab mit Übersetzung)
    Karin Widmer (FriedensFrauen Weltweit) und Amal Naser (Menschenrechtsaktivistin aus Syrien) sprechen über Handlungsmöglichkeiten von Frauen in konfliktbetroffenen Ländern. Wie können sie selbstbestimmt sichere Räume schaffen? Mit welchen gesellschaftlichen Hindernissen sind sie konfrontiert? Ein Austausch über Geschlechtergerechtigkeit und Frieden, der keiner ist.

    Moderation: Anna Antonakis, Politikwissenschaftlerin

    Präsentiert mit FriedensFrauen Weltweit

  8. 22:00
    Wo sind die Blumen geblieben? – PERFORMANCE
    Sa. 6. Apr.

    Das Gleis
    Begrenzte Platzzahl

    D 60' | Schweiz | Mona Gamie | Eintritt frei

    Mona Gamie ist eine fabulöse Zürcher Drag Queen. Sie begeistert mit übersetzten Pop-Songs, rührseligen Chansons und witzigen Pointen. Für uns nimmt sie ihr Publikum mit auf eine Zeitreise und begibt sich auf die Suche nach den Geschichten hinter ihren Liedern. Warum fragt Marlene Dietrich, wo die Blumen geblieben sind und warum weiss Zarah Leander, dass einmal ein Wunder geschehen wird? Können Chansons gar die Welt verändern?
    Bild: Bea Will

7. April 2024
  1. 11:30
    Punto de Encuentro
    So. 7. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 90' | Chile 2022 | Roberto Baeza | Dok

    Alfredo und Lucho, zwei junge Revolutionäre, die wie so viele in den 80er Jahren gegen Pinochets Regime kämpfen, treffen sich an einem geheimen Ort, wo sie vom chilenischen Geheimdienst aufgegriffen und in eine Zelle geworfen werden. Es folgen Folter und Demütigungen – Lucho überlebt, Alfredo wird nie gefunden. 45 Jahre später begleitet Roberto Baeza die Kinder der beiden schicksalhaft verbundenen Väter bei ihrer Aufarbeitung der Vergangenheit. Alfredo Junior und Paulina Costa sind selber Filmemacher:innen, die durch minutiös nacherzählte Szenen der Überlebenden die Traumata ihrer Väter – von unglaublich ähnlich aussehenden Schauspielern verkörpert – nachstellen. Detektiv:innen gleich, versuchen sie die Lücken der Erinnerungen zu schliessen. Wenn Lucho der inszenierten Folter in der engen Gefängniszelle zuschaut, kommt auch die Tochter Paulina an die Grenzen des Ertragbaren. Kann sie ihrem Vater diese Retraumatisierung zumuten? So entsteht ein faszinierendes hybrides Zeitdokument, das die Wunden der Ära Pinochet freilegt und den Link zur Gegenwart macht – zur neuen Generation, die heute wieder in Chile gegen die Regierung auf die Strasse geht. (slb)

  2. 13:30
    Echo Of You
    So. 7. Apr.
    OVe 76' | Dänemark 2023 | Zara Zerny | Dok

    «Sterben fällt nicht schwer, wenn du glaubst, dass dich auf der anderen Seite etwas Interessantes erwartet», sagt eine ältere dänische Dame und lächelt verschmitzt in die Kamera. Nach dem Ableben ihres Ehemanns hat sie sich an das Alleinsein gewöhnen müssen, doch mittlerweile hat sie eine gelassene Routine gefunden. Sie geht spazieren, isst viel Eis. Der 86-jährige René überlegt sich beim Blumenkauf immer noch jedes Mal, welche Farbe seine verstorbene Frau wohl aussuchen würde und Tränen kommen hoch, wenn er nur an den angenehmen Geruch ihrer Haut denkt.
    Wie gehen ältere Menschen, die teils über 50 Jahre in einer Beziehung gelebt haben, mit der Leere um, die nach dem Tod einer geliebten Person zurückbleibt? Zara Zerny fragt ihre Protagonist:innen mit respektvoller Distanz, wie sie den Verlust der Partner:innen, die Überforderung und Tabuisierung durch die Mitmenschen, eine neue Partnerschaft und das Warten auf den eigenen Tod bewältigen. Gemeinsam kreieren sie in der intimen Atmosphäre der eigenen vier Wände und durch das Verweben von Fotos, Home Movies und Musik kunstvolle Erinnerungsräume. So zeigen sie auf, wie schmerzvoll und sinnlich Vermissen sein kann. (slb)

    AGEING WITH GRACE (Engl.)
    Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Zara Zerny und dem Protagonisten Ove Soerensen zum Thema «Würdig Altern»

    Moderation: Josephine Tedder, HRFF Zurich

    Präsentiert mit Friedhof Forum Stadt Zürich

  3. 15:30
    My Worst Enemy
    So. 7. Apr.
    OVe 82' | Frankreich, Schweiz 2023 | Mehran Tamadon | Dok

    Die Geflüchteten Mojtaba, Amzeh und Zar wurden im Iran aus ideologischen Gründen inhaftiert und verhört. Der in Frankreich lebende Filmemacher Mehran Tamadon fragt an, ob eine:r von ihnen bereit wäre, an einem Experiment teilzunehmen: Er oder sie soll in die Rolle eines Agenten der Islamischen Republik schlüpfen und ihn, Tamadon, verhören. Zar Amir Ebrahimi, eine international renommierte Exilschauspielerin, nimmt die Herausforderung an. Tamadon verfolgt seit Langem das Interesse, die «andere Seite» zu verstehen, die seinen humanistischen Werten diametral entgegengesetzt ist. Er hofft, die ideologischen Mauern einreissen zu können, hinter denen seine Gesprächspartner:innen sich verschanzen, indem er eine Beziehung aufbaut – eine Idee, die ihm selbst mitunter naiv vorkommt. Seitdem 2014 sein Pass eingezogen wurde, kann Tamadon das Regime in seiner Heimat nur aus der Ferne infrage stellen. Aus dieser unfreiwilligen Distanz entsteht ein ungewöhnliches Rollenspiel, bei dem der Filmemacher zu seiner Motivation und seinen Zielen vernommen wird. Die Grenzen, an die dieses Vorhaben stösst, werden dabei selbst zum zentralen Thema – ein faszinierender, beunruhigender Film. (Berlinale)

    Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Mehran Tamadon (Engl.)
    Moderation: Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich

  4. 15:40
    Under The Sky of Damascus
    So. 7. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 88' | Dänemark, Deutschland, USA, Syrien 2023 | Heba Khaled, Talal Derki, Ali Wajeeh | Dok

    Der Alltag in Syrien ist nicht nur durch den jahrelangen Krieg geprägt, sondern auch durch internalisierte Misogynie und Gewalt gegen Frauen. Man spricht nicht darüber, Belästigung scheint als Ausdruck von Autorität alltäglich. Viele Frauen werden pathologisiert und in die Psychiatrie eingewiesen, selbst extreme Übergriffe werden selten angezeigt. In Damaskus kommt ein Kollektiv junger Schauspielerinnen zusammen, um zum Thema zu recherchieren. Mit bewegenden anonymen Aussagen wollen sie gemeinsam ein Theaterstück erarbeiten und Tabus brechen. Doch Eliana, Inana, Farah, Grace und Souhir stossen auf Widerstand, in ihren Familien und sogar bei Diskussionen innerhalb der Gruppe. Als ihr feministisches Projekt plötzlich auf unerwartete Hürden stösst, wird ihr Enthusiasmus auf die bisher härteste Probe gestellt.
    Das syrische Regieduo Talal Derki und Heba Khaled hat zusammen mit Ali Wajeeh und aus der Distanz seines Berliner Exils Regie geführt. In ihrem Kommentar ordnet Heba Khaled die Bilder und die Unterdrückung syrischer Frauen ein und schlägt Brücken zu ihrer eigenen Geschichte. (Berlinale)

  5. 17:00
    Tricky Justice – QUIZ
    So. 7. Apr.

    Das Gleis
    Begrenzte Platzzahl

    D 60' | Schweiz | Jane Mumford | Eintritt frei

    Ein kniffliges Quiz zu Menschenrechtsthemen in Verbindung mit Film und Musik. Kommt mit Freund:innen und beweist euer Können!

    Anmeldung bis spätestens 6. April, 20h via josephine.tedder@humanrightsfilmfestival.ch

  6. 18:10
    Rethinking Black Narratives
    So. 7. Apr.
    OVe 91' | Diverse | Diverse | Kurzfilme

    Unsere Held:innen hinterfragen, brechen aus und tauchen ab. Tiefgreifende Gedanken über gängige Systeme gelangen an die Oberfläche und öffnen Raum für alternative Perspektiven. Das Programm gibt intime Einblicke in die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, bricht mit Konventionen und erforscht die Wechselwirkung von Identität und Verlust. Terra Mater erkundet auf poetische Weise die Verbindung von Technologie, Mensch und Natur. We Are Griots erzählt eine Liebesgeschichte, durchzogen von traditionellen Widersprüchen. Getrieben durch körperliche und psychische Anstrengungen, entfacht in Harmattan ein Kampf um Wasser. Auf der Suche nach der Mutter begibt sich die Heldin in Tezeta auf eine Reise in die Vergangenheit. In Ousmane hadert ein warmherziger Familienvater mit dem Verlust seiner Wurzeln.

    HARMATTAN OVe 17' | Muyiwa Awosika | Nigeria 2023 | Fiction
    TEZETA OVe 22' I Sarah Imsand I Schweiz 2020 I Fiction
    OUSMANE OVe 25' | Jorge Camarotti | Kanada 2021 | Fiction
    WE ARE GRIOTS OVe 17' | Demba Konate | Frankreich 2022 | Fiction
    TERRA MATER – MOTHER LAND OVe 10' | Kantarama Gahigiri | Rwanda, Schweiz 2023 | Experimentalfilm

    Im Anschluss Gespräch mit Kantarama Gahigiri, Terra Mater und Sarah Imsand, Tezeta (Engl.)
    Moderation: Ania Anna Mathis, BFFZ

    Kuratiert und präsentiert vom Black Film Festival Zurich

  7. 18:20
    Queendom
    So. 7. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 102' | USA, Frankreich 2023 | Agniia Galdanova | Dok

    «Schmerzt es?», fragt eine Freundin, als sie Gennadyi Stacheldraht fest um den Kopf und den ganzen Körper wickelt. «Mach einfach!», antwortet Gennadyi und verzieht keine Miene. So radikal und provokativ wie ihre Kostüme ist auch die Lebenshaltung der Drag Queen. Unbeirrt von gesellschaftlichen Moralvorstellungen mischt sich Gennadyi als Gena Marvin unters russische Volk und löst nicht selten lebensbedrohliche Reaktionen aus. Genas Waffe ist der eigene Körper – eingehüllt in selbstgeschneiderte Outfits, mit furchteinflössender Schminke und Tentakel erhitzt sie die repressiven Gemüter. In unglaublich hohen Absätzen bewegt sich Gena wie ein Alien durch die Strassen, Metrostationen oder Supermärkte Moskaus um gegen den Krieg in der Ukraine, vor allem aber gegen die Gewalt an LGBTIQ+ in Russland zu protestieren. Geprägt von einer Jugend auf dem Land, wo auf Gennadyis Anderssein mit psychischer und körperlicher Gewalt geantwortet wurde, kämpft die furchtlose Performer:in heute für Toleranz und gegen Ausgrenzung – auch im eigenen familiären Umfeld, wo der Grossvater wenig Verständnis für die nonbinäre Identität des Enkels zeigt. (nio)

  8. 20:30
    Myanmar Diaries
    So. 7. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 70' | Holland, Myanmar, Norwegen 2022 | The Myanmar Film Collective | Dok

    Myanmar ist eines jener Länder, die immer wieder in den internationalen Schlagzeilen erscheinen, um dann erneut monatelang von der Bildfläche verdrängt zu werden. Zehn junge Filmschaffende aus Myanmar, die anonym bleiben müssen, weil sie ihr Leben riskieren, haben es gewagt, einen erschütternden Hilferuf für die Kinoleinwand zu realisieren. Der hybride Dokumentarfilm zeigt Myanmar nach dem Militärputsch am 1. Februar 2021, die landesweiten Proteste, den zivilen Ungehorsam. Handyaufnahmen von Bürgerjournalist:innen dokumentieren, wie brutal und willkürlich das Militär gegen Demonstrierende vorgeht. Eine junge Frau wird erschossen, weil sie ein rotes T-Shirt trägt – Rot gilt als Farbe des Protests. Zwischendurch sind die Oppositionellen auch zu Hause zu sehen. Ihre Gesichter sind nie erkennbar, doch ihre Angst, ihre Entschlossenheit, ihre Trauer, ihre Wut und die unendliche Leere, die die getötete Freundin im Alltag hinterlässt, werden umso deutlicher spürbar. Das anonyme Myanmar Film Collective will weder aufgeben noch sich in Opferrollen drängen lassen. Der Film ist ein Dokument des Widerstands mit den Mitteln des Kinos. (Berlinale)

  9. 20:40
    Wir waren Kumpel
    So. 7. Apr.
    De 103' | Schweiz, Deutschland 2023 | Christian Johannes Koch, Jonas Matauschek | Dok

    Schwarzer Staub, schrille Metallgeräusche, dunkle Tunnel, starke Arbeiter - das ist Vergangenheit. Ende 2018 endete die flächendeckende Steinkohleförderung in Deutschland. Im selben Jahr wurden die Stimmen der aufstrebenden Klimaprotestbewegung Fridays for Future lauter. Vor dem Hintergrund dieser medialen und gesellschaftspolitischen Ereignisse folgt der Film Wir waren Kumpel fünf Bergleuten auf ihrer tragisch-humorvollen und herzerwärmenden Suche nach einer neuen Rolle im Leben. (Royal Film)

    Im Anschluss Gespräch mit den Filmemachern Christian Johannes Koch und Jonas Matauschek
    Moderation: Josephine Tedder, HRFF Zurich

8. April 2024
  1. 09:30
    Ein Nasser Hund SCHULVORSTELLUNG
    Mo. 8. Apr.

    AUSGEBUCHT

    D 103' | Deutschland 2021 | Damir Lukacevic | Spielfilm

    Die Familie des 16-jährigen Soheil zieht aus dem ruhigen Göttingen ins raue Berlin-Wedding, wo muslimische Jugendgangs, Diskriminierung und Gewalt herrschen. Soheil verdient sich den Respekt und die Freundschaft der Platzhirsche mit seiner Graffitikunst und seiner Herkunft aus dem Iran, die mit dem Islam gleichgesetzt wird. Doch Soheil ist Jude. Einst flüchtete seine Familie vor dem Antisemitismus im Iran, nun erfährt die Gang seine wahre Identität – und der Antisemitismus ist zurück in Soheils Leben. Authentisches, mitreissendes Coming-of-Age-Drama, das auf der Autobiografie des deutsch-israelischen Autors Arye Sharuz Shalicar basiert.

    Nach dem Film findet direkt im Kinosaal eine moderierte Diskussion mit dem Protagonisten statt.
    Moderation: David Karasek

  2. 18:10
    Photophobia
    Mo. 8. Apr.
    OVe 71' | Slowakei, Tschechien, Ukraine 2023 | Ivan Ostrochovský, Pavol Pekarcík | Dok

    Seit Wochen harren der 12-jährige Nikita und seine Familie in einer U-Bahnstation in Charkiw aus. Der Ort verspricht Schutz vor den russischen Angriffen, doch viel zu erleben gibt es hier unten nicht. Das grelle Licht und die provisorisch hergerichteten Waggons erzeugen eine surreale bis triste Atmosphäre, Haustiere streunen durch die Gänge, ein in die Jahre gekommener Musiker stimmt Lieder auf seiner Gitarre an. Photophobia verdichtet die ersten Kriegsmonate in der Ukraine zu einer beklemmenden, aber nicht hoffnungslosen Erzählung, denn die Station ist auch eine Stätte der Begegnung. Niki trifft rasch auf Wika, die den lethargisch gewordenen Jungen bei Streifzügen durch die Unterwelt aus der Reserve lockt. Doch während es Wika erlaubt ist, die Erdoberfläche zu betreten, endet Nikis Bewegungsradius an den Treppen, auf die manchmal etwas Sonnenlicht fällt. Dennoch existiert ein Aussen, das über eingestreute Super-8-Aufnahmen sichtbar wird. Sie zeigen ein versehrtes Charkiw: ein verkohltes Bett, notdürftig verbarrikadierte Denkmäler. Photophobia ist ein hybrider, in sich gekehrter Film, der inmitten einer unwirklichen Situation so etwas wie zarte Romantik aufzuspüren vermag. (Dok Leipzig, Carolin Weidner)

    GEFLÜCHTETE KINDER IN DER SCHWEIZ (Engl.)
    Über ein Drittel der in die Schweiz geflüchteten Menschen sind Kinder. Viele haben belastende Erfahrungen gemacht und leben hier unter schwierigen Umständen. Wie geht es ihnen?
    Nina Hössli (Leiterin Schweizer Programme, Save the Children) und Viktoriia Kravchuk, die mit ihrem achtjährigen Sohn 2022 aus der Ukraine geflohen ist, reden über die Situation von Minderjährigen in Asylunterkünften in der Schweiz.

    Moderation: Nicola Diday

    Präsentiert mit Save the Children

  3. 18:20
    Wir waren Kumpel
    Mo. 8. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    De 103' | Schweiz, Deutschland 2023 | Christian Johannes Koch, Jonas Matauschek | Dok

    Schwarzer Staub, schrille Metallgeräusche, dunkle Tunnel, starke Arbeiter - das ist Vergangenheit. Ende 2018 endete die flächendeckende Steinkohleförderung in Deutschland. Im selben Jahr wurden die Stimmen der aufstrebenden Klimaprotestbewegung Fridays for Future lauter. Vor dem Hintergrund dieser medialen und gesellschaftspolitischen Ereignisse folgt der Film Wir waren Kumpel fünf Bergleuten auf ihrer tragisch-humorvollen und herzerwärmenden Suche nach einer neuen Rolle im Leben. (Royal Film)

  4. 20:30
    Echo Of You
    Mo. 8. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 76' | Dänemark 2023 | Zara Zerny | Dok

    «Sterben fällt nicht schwer, wenn du glaubst, dass dich auf der anderen Seite etwas Interessantes erwartet», sagt eine ältere dänische Dame und lächelt verschmitzt in die Kamera. Nach dem Ableben ihres Ehemanns hat sie sich an das Alleinsein gewöhnen müssen, doch mittlerweile hat sie eine gelassene Routine gefunden. Sie geht spazieren, isst viel Eis. Der 86-jährige René überlegt sich beim Blumenkauf immer noch jedes Mal, welche Farbe seine verstorbene Frau wohl aussuchen würde und Tränen kommen hoch, wenn er nur an den angenehmen Geruch ihrer Haut denkt.
    Wie gehen ältere Menschen, die teils über 50 Jahre in einer Beziehung gelebt haben, mit der Leere um, die nach dem Tod einer geliebten Person zurückbleibt? Zara Zerny fragt ihre Protagonist:innen mit respektvoller Distanz, wie sie den Verlust der Partner:innen, die Überforderung und Tabuisierung durch die Mitmenschen, eine neue Partnerschaft und das Warten auf den eigenen Tod bewältigen. Gemeinsam kreieren sie in der intimen Atmosphäre der eigenen vier Wände und durch das Verweben von Fotos, Home Movies und Musik kunstvolle Erinnerungsräume. So zeigen sie auf, wie schmerzvoll und sinnlich Vermissen sein kann. (slb)

  5. 20:40
    All You See
    Mo. 8. Apr.
    OVe 71' | Holland 2022 | Niki Padidar | Hybrider Dok

    Vom einen Tag auf den anderen wirst du angestarrt, anstatt einfach gesehen zu werden – das unbehagliche Gefühl vieler Menschen, die an einem fremden Ort ankommen. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und die eigene Identität vermischt sich mit den Projektionen der Mitmenschen. Die vier Protagonistinnen in All You See schildern ihre Beobachtungen und Alltagserlebnisse, wo nichts mehr zusammenzupassen scheint. Während die junge Ukrainerin Hanna anhand von Filmen versucht, sich wie eine Einheimische zu verhalten, lebt Khadija bereits seit 27 Jahren nicht mehr in Somalia, arbeitet als Pflegefachperson und spricht perfektes Holländisch. Trotzdem wird sie noch immer gefragt, wie es um ihre Sprachkenntnisse stehe und ob sie einen Sonnenbrand bekomme. Die Filmemacherin Niki Padidar – immer hinter der Kamera versteckt – floh einst mit ihren Eltern aus dem Iran. Ihre eigene Exilerfahrung verwebt sie mit den persönlichen Anekdoten der Protagonistinnen und bringt in ihrer hybriden Dokumentation Interviews mit performativen Momenten zusammen. Mal humorvoll, mal entlarvend und geprägt von Melancholie, machen die Frauen sichtbar, was es heisst, rassistische Ausgrenzung zu erfahren und zu den «Anderen» zu gehören. (nio)

    THERE IS NOTHING CASUAL ABOUT RACISM (Engl.)
    Rassismus ist kein Zufall – und geht uns alle an. Die Filmemacherin Niki Padidar und Mandy Abou Shoak, Verantwortliche Bildung bei Brava, reflektieren Alltagsrassismus und dessen Folgen. Wie hängen Rassismus, Macht und Vorurteile zusammen und was braucht es, um solche strukturelle Diskriminierung aufzubrechen?

    Moderation: Ania Anna Mathis

    Präsentiert mit Brava – ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz

9. April 2024
  1. 09:30
    Wie waren Kumpel Schulvorstellung
    Di. 9. Apr.

    Anmeldung hier

    Deutsch 103' | Schweiz, Deutschland 2023 | Christian Johannes Koch, Jonas Matauschek | Dok

    «Keine Ahnung, wie mein Leben mit einem anderen Beruf verlaufen wäre. Aber mittlerweile ist der Bergbau ein Teil von mir.» Trans* Frau Martina ist die einzige Frau, die je in Deutschland im Steinkohlebergbau gearbeitet hat. Nun arbeitet sie im Salzbergbau. Ihre früheren Kumpel fahren zur letzten Schicht hinunter in den dunklen Stollen. Ein letztes Mal vom Kohlestaub geschwärzte Gesichter, dann Abschied von Kollegen, die Freunde geworden sind. Die Zukunft bedeutet Neuorientierung, in neuen Berufen, neuen Hobbys. «Locke» reist mit seinem besten Freund «Langer» im Wohnmobil nach Frankreich, sie suchen das Meer. Eine atemberaubend schön gefilmte, dokumentarische Erzählung über die Vergangenheit unter Tage und den Beginn vom Rest des Lebens. (Dok Leipzig)

    Nach dem Film findet im Kinosaal ein Q&A mit den Filmemachern Christian Johannes Koch und Jonas Matauschek statt.

  2. 13:30
    If Only I Could Hibernate SCHULVORSTELLUNG
    Di. 9. Apr.

    Anmeldung hier

    OVd 98' | Mongolei, Frankreich, Schweiz, Katar 2023 | Zoljargal Purevdash | Spielfilm

    Fern jeglicher Reiseromantik erzählt die mongolische Regisseurin Zoljargal Purevdash mit viel Humor und Hoffnung von einem talentierten Jugendlichen, der Verantwortung für seine Familie übernehmen muss. Ulzii, ein mitteloser aber hochbegabter und stolzer Teenager, lebt mit seiner Familie im Jurtenviertel von Ulaanbaatar. Sein aussergewöhnliches schulisches Talent kann er bei einem Physikwettbewerb unter Beweis stellen, welches ein Stipendium und eine Zukunftsperspektive bedeutet. Er muss jedoch erst seine Geschwister durch den eisigen Winter bringen und dafür einen riskanten Job annehmen. Die Regisseurin erzählt mit ungeschöntem Blick die Coming-of-Age-Geschichte eines pragmatischen Jugendlichen, fern jeglicher Romantik, in der schonungslosen Kälte der Mongolei und findet dabei Humor und Wärme im Familienalltag. (First Hand Films)

    Nach dem Film folgt ein Video-Interview mit dem Protagonist des Filmes.

  3. 18:10
    Rejeito
    Di. 9. Apr.
    OVe 75' | Brasilien, USA 2023 | Pedro de Filippis | Dok

    Es sind erschütternde Bilder, die eine Überwachungskamera am 25. Januar 2019 kurz nach Mittag einfängt: Die Linse ist präzise auf den Damm gerichtet, der das Absetzbecken einer Eisenerzmine im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais schützen soll. Innerhalb von Sekunden lösen sich 11.7 Millionen Kubikmeter Material, mit 70 Stundenkilometern bahnt sich die rot-braune Schlammlawine ihren Weg und begräbt alles unter sich: Häuser, eine Eisenbahnbrücke, mindestens 270 Menschen. Es ist einer der grössten Dammbrüche in der Geschichte weltweit – mit desaströsen Folgen für die Umwelt. Doch weder die nationale noch internationale Politik hindert die Betreiberfirma Vale daran, neue Staudammprojekte zu lancieren. So sind weiterhin tausende Menschen von Dammbrüchen bedroht. Regelmässig werden Evakuierungen simuliert, doch den Bewohner:innen ist klar: bei einer erneuten Katastrophe sind sie chancenlos. «Wir sitzen unter einer tickenden Zeitbombe», sagt auch Umweltaktivistin Maria Teresa Corujo. Rejeito ist geprägt von atemberaubenden Bildern, die auf den zweiten Blick die schonungslose Ausbeutung der Natur durch multinationale Konzerne aufdecken. (nio)

    DAVID GEGEN GOLIATH
    Konzerne und Regierungen nehmen für den Rohstoffabbau enorme Risiken in Kauf. Tragen müssen diese letztlich jene, die auf oder um die Bodenschätze herum leben. Ihre Anliegen werden selten gehört. Wir diskutieren mit Manuel Abebe (Rohstoff-Rechercheur Public Eye) und Daniel Stern (Journalist WOZ) über die Gefahren der Minenindustrie und die nötige Sisyphusarbeit zur Aufarbeitung ihrer Katastrophen.

    Moderation: Christoph Dorner, Reportagen

    Präsentiert mit Public Eye, Reportagen und WOZ

  4. 18:20
    My Worst Enemy
    Di. 9. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 82' | Frankreich, Schweiz 2023 | Mehran Tamadon | Dok

    Die Geflüchteten Mojtaba, Amzeh und Zar wurden im Iran aus ideologischen Gründen inhaftiert und verhört. Der in Frankreich lebende Filmemacher Mehran Tamadon fragt an, ob eine:r von ihnen bereit wäre, an einem Experiment teilzunehmen: Er oder sie soll in die Rolle eines Agenten der Islamischen Republik schlüpfen und ihn, Tamadon, verhören. Zar Amir Ebrahimi, eine international renommierte Exilschauspielerin, nimmt die Herausforderung an. Tamadon verfolgt seit Langem das Interesse, die «andere Seite» zu verstehen, die seinen humanistischen Werten diametral entgegengesetzt ist. Er hofft, die ideologischen Mauern einreissen zu können, hinter denen seine Gesprächspartner:innen sich verschanzen, indem er eine Beziehung aufbaut – eine Idee, die ihm selbst mitunter naiv vorkommt. Seitdem 2014 sein Pass eingezogen wurde, kann Tamadon das Regime in seiner Heimat nur aus der Ferne infrage stellen. Aus dieser unfreiwilligen Distanz entsteht ein ungewöhnliches Rollenspiel, bei dem der Filmemacher zu seiner Motivation und seinen Zielen vernommen wird. Die Grenzen, an die dieses Vorhaben stösst, werden dabei selbst zum zentralen Thema – ein faszinierender, beunruhigender Film. (Berlinale)

  5. 20:30
    Photophobia
    Di. 9. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 71' | Slowakei, Tschechien, Ukraine 2023 | Ivan Ostrochovský, Pavol Pekarcík | Dok

    Seit Wochen harren der 12-jährige Nikita und seine Familie in einer U-Bahnstation in Charkiw aus. Der Ort verspricht Schutz vor den russischen Angriffen, doch viel zu erleben gibt es hier unten nicht. Das grelle Licht und die provisorisch hergerichteten Waggons erzeugen eine surreale bis triste Atmosphäre, Haustiere streunen durch die Gänge, ein in die Jahre gekommener Musiker stimmt Lieder auf seiner Gitarre an. Photophobia verdichtet die ersten Kriegsmonate in der Ukraine zu einer beklemmenden, aber nicht hoffnungslosen Erzählung, denn die Station ist auch eine Stätte der Begegnung. Niki trifft rasch auf Wika, die den lethargisch gewordenen Jungen bei Streifzügen durch die Unterwelt aus der Reserve lockt. Doch während es Wika erlaubt ist, die Erdoberfläche zu betreten, endet Nikis Bewegungsradius an den Treppen, auf die manchmal etwas Sonnenlicht fällt. Dennoch existiert ein Aussen, das über eingestreute Super-8-Aufnahmen sichtbar wird. Sie zeigen ein versehrtes Charkiw: ein verkohltes Bett, notdürftig verbarrikadierte Denkmäler. Photophobia ist ein hybrider, in sich gekehrter Film, der inmitten einer unwirklichen Situation so etwas wie zarte Romantik aufzuspüren vermag. (Dok Leipzig, Carolin Weidner)

  6. 20:40
    Bye Bye Tiberias
    Di. 9. Apr.
    OVe 82' | Frankreich, Palästina, Belgien, Katar 2023 | Lina Soualem | Dok

    Die Aussage, dass das Persönliche immer auch politisch ist, trifft wohl selten so sehr zu, wie bei der komplexen Identitätssuche des palästinensischen Volkes. Lina Soualem wurde als erste von vier Generationen von Frauen im Exil geboren. Ihre Mutter Hiam Abbas verliess ihren Heimatort Deir Hanna in der Nähe von Tiberias, wohin ihre Familie nach der Gründung Israels vertrieben wurde, und liess sich in Frankreich nieder. Hier verwirklichte sie ihren Traum der Schauspielerei und befreite sich vom engen Korsett weiblicher Rollenbilder im Nahen Osten. «Ich hatte das Gefühl zu ersticken!», erinnert sich Hiam und auch, wie wütend ihr Vater wurde, als sie ihm eröffnete, dass sie einen Engländer heiraten wolle. Was bedeutete es für eine emanzipierte Frau, in diesem patriarchalen System aufzuwachsen und welche Überlebensstrategien entwickelten Hiams zurückgelassene Mutter und ihre sieben Schwestern? Was wäre aus Hiam geworden, wäre sie in dem kleinen Dorf geblieben und was aus Lina, von deren Sommerferien in Tiberias private Videoaufnahmen aus den 90ern erzählen? Die Filmemacherin dringt tief in die Erinnerungswelt dieser Frauen ein und legt Verdrängtes frei. Mit ihrer filmischen Wurzelsuche gelingt Soualem ein feministisches Familienporträt, das die Leerstellen ihrer Familiengeschichte zu füllen versucht und mit dem palästinensischen Trauma der Vertreibung verknüpft. (slb)

    Im Anschluss Gespräch mit der Gladys Joujou, Editor (Engl.)
    Moderation: Marcy Goldberg

10. April 2024
  1. 09:30
    Les Filles d'Olfa SCHULVORSTELLUNG
    Mi. 10. Apr.

    Anmeldung hier

    OVdf 107' | Frankreich, Deutschland, Saudi-Arabien, Tunesien 2023 | Kaouther Ben Hania | Dokumentarfilm (hybrid)

    In Tunesien ist die Geschichte von Olfa Hamrouni bekannt, seit die Mutter von vier Töchtern 2016 ihr Schicksal öffentlich gemacht hatte. Ghofrane und Rahma hatten als Teenager Tunesien verlassen, um an der Seite des IS in Libyen zu kämpfen; die Mutter und die beiden anderen Töchter, Eya und Tayssir, blieben zurück und fragten sich: Was war geschehen? Wie war das möglich? Um sich dieser Familiengeschichte und den Entwicklungen in Tunesien mit der nötigen Distanz zu nähern, lässt die Regisseurin drei Schauspielerinnen auftreten und verwebt in einer meisterlich fesselnden Inszenierung Dokument und Fiktion.

    «Les Filles d’Olfa» gewann in Cannes den Preis «Oeil d’or» für den besten Dokumentarfilm. Kaouther Ben Hanias Film ist ein zutiefst aufrichtiger Versuch, ein Stück Wirklichkeit mit dokumentarischen wie mit fiktiven Mitteln zu erzählen und dabei über das Erzählen selber zu sinnieren und über die Frage, was es mit uns und unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit macht. Ein kraftvolles, intelligentes, lokales und universelles Filmerlebnis in einem.

    Vor dem Film gibt Dilyara Müller-Suleymanova einen Input zum Thema Radikalisierung von jungen Menschen und Bezug zur Schweiz.

  2. 13:30
    Ein Nasser Hund SCHULVORSTELLUNG
    Mi. 10. Apr.

    Anmeldung hier

    D 103' | Deutschland 2021 | Damir Lukacevic | Spielfilm

    Die Familie des 16-jährigen Soheil zieht aus dem ruhigen Göttingen ins raue Berlin-Wedding, wo muslimische Jugendgangs, Diskriminierung und Gewalt herrschen. Soheil verdient sich den Respekt und die Freundschaft der Platzhirsche mit seiner Graffitikunst und seiner Herkunft aus dem Iran, die mit dem Islam gleichgesetzt wird. Doch Soheil ist Jude. Einst flüchtete seine Familie vor dem Antisemitismus im Iran, nun erfährt die Gang seine wahre Identität – und der Antisemitismus ist zurück in Soheils Leben. Authentisches, mitreissendes Coming-of-Age-Drama, das auf der Autobiografie des deutsch-israelischen Autors Arye Sharuz Shalicar basiert.

    Nach dem Film findet direkt im Kinosaal eine moderierte Diskussion mit dem Protagonisten statt.
    Moderation: David Karasek

  3. 18:10
    Theatre of Violence
    Mi. 10. Apr.
    OVe 106' | Dänemark, Deutschland 2023 | Lukasz Konopa, Emil Langballe | Dok

    Dominic Ongwen war neun Jahre alt, als die ugandische Terrorgruppe Lord’s Resistance Army ihn entführte und seine Eltern tötete. Die Guerillas von Joseph Kony folterten den Jungen, unterzogen ihn einer Gehirnwäsche und zwangen ihn zu töten. 30 Jahre später hat sich Ongwen den Behörden gestellt. Nun ist er vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt – als erster ehemaliger Kindersoldat überhaupt. Die Anklagepunkte reichen von Mord und Vergewaltigung bis hin zu Folter und Sklaverei. Aber kann man den erwachsenen Mann von seiner traumatischen Vergangenheit trennen, um ihn zu verurteilen? Kann man Opfer und Henker zugleich sein? Das ist die zentrale Frage für Krispus Ayena, der im prestigeträchtigsten Fall seiner Karriere zum Verteidiger von Ongwen ernannt wird. (Human Rights Film Festival Berlin)

    Im Anschluss Gespräch mit einem oder einer Vertreter:in der Schweizerischen Sektion der Internationalen Juristenkommission

    Moderation: Emanuel Schäublin, Vorstand HRFF Zurich

    Präsentiert mit ICJ-CH – Schweizerische Sektion der Internationalen Juristenkommission

  4. 18:20
    Bye Bye Tiberias
    Mi. 10. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 82' | Frankreich, Palästina, Belgien, Katar 2023 | Lina Soualem | Dok

    Die Aussage, dass das Persönliche immer auch politisch ist, trifft wohl selten so sehr zu, wie bei der komplexen Identitätssuche des palästinensischen Volkes. Lina Soualem wurde als erste von vier Generationen von Frauen im Exil geboren. Ihre Mutter Hiam Abbas verliess ihren Heimatort Deir Hanna in der Nähe von Tiberias, wohin ihre Familie nach der Gründung Israels vertrieben wurde, und liess sich in Frankreich nieder. Hier verwirklichte sie ihren Traum der Schauspielerei und befreite sich vom engen Korsett weiblicher Rollenbilder im Nahen Osten. «Ich hatte das Gefühl zu ersticken!», erinnert sich Hiam und auch, wie wütend ihr Vater wurde, als sie ihm eröffnete, dass sie einen Engländer heiraten wolle. Was bedeutete es für eine emanzipierte Frau, in diesem patriarchalen System aufzuwachsen und welche Überlebensstrategien entwickelten Hiams zurückgelassene Mutter und ihre sieben Schwestern? Was wäre aus Hiam geworden, wäre sie in dem kleinen Dorf geblieben und was aus Lina, von deren Sommerferien in Tiberias private Videoaufnahmen aus den 90ern erzählen? Die Filmemacherin dringt tief in die Erinnerungswelt dieser Frauen ein und legt Verdrängtes frei. Mit ihrer filmischen Wurzelsuche gelingt Soualem ein feministisches Familienporträt, das die Leerstellen ihrer Familiengeschichte zu füllen versucht und mit dem palästinensischen Trauma der Vertreibung verknüpft. (slb)

  5. 20:30
    Rethinking Black Narratives
    Mi. 10. Apr.

    Ohne Gäste
    Tickets

    OVe 91' | Diverse | Diverse | Kurzfilme

    Unsere Held:innen hinterfragen, brechen aus und tauchen ab. Tiefgreifende Gedanken über gängige Systeme gelangen an die Oberfläche und öffnen Raum für alternative Perspektiven. Das Programm gibt intime Einblicke in die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, bricht mit Konventionen und erforscht die Wechselwirkung von Identität und Verlust. Terra Mater erkundet auf poetische Weise die Verbindung von Technologie, Mensch und Natur. We Are Griots erzählt eine Liebesgeschichte, durchzogen von traditionellen Widersprüchen. Getrieben durch körperliche und psychische Anstrengungen, entfacht in Harmattan ein Kampf um Wasser. Auf der Suche nach der Mutter begibt sich die Heldin in Tezeta auf eine Reise in die Vergangenheit. In Ousmane hadert ein warmherziger Familienvater mit dem Verlust seiner Wurzeln.

    HARMATTAN OVe 17' | Muyiwa Awosika | Nigeria 2023 | Fiction
    TEZETA OVe 22' I Sarah Imsand I Schweiz 2020 I Fiction
    OUSMANE OVe 25' | Jorge Camarotti | Kanada 2021 | Fiction
    WE ARE GRIOTS OVe 17' | Demba Konate | Frankreich 2022 | Fiction
    TERRA MATER – MOTHER LAND OVe 10' | Kantarama Gahigiri | Rwanda, Schweiz 2023 | Experimentalfilm

  6. 20:40
    Total Trust
    Mi. 10. Apr.
    OVe 97' | Deutschland, Holland 2023 | Jialing Zhang | Dok

    Total Trust ist eine augenöffnende und zutiefst beunruhigende Geschichte über Überwachungstechnologie, Machtmissbrauch und (Selbst-)Zensur. Was passiert, wenn der Schutz unserer Privatsphäre missachtet wird? Anhand eindringlicher Schicksale von Menschen in China, die überwacht, eingeschüchtert und sogar gefoltert wurden, erzählt Total Trust von den Gefahren aktueller Technologien wie Big Data und KI in den Händen einer ungezügelten Macht. Mit China als Spiegel schlägt der Film Alarm. Denn der zunehmende Einsatz von digitalen Überwachungstools ist ein globales Phänomen – selbst in demokratisch geführten Ländern. Wenn das die Gegenwart ist, wie sieht dann unsere Zukunft aus? (Filmtank)

    BEGRÜSSUNG
    Antonio Prata, Festivaldirektor FFDUL

    Im Anschluss Gespräch mit dem Produzenten Michael Grotenhoff
    Moderation: Lara Blatter, Redaktorin Tsüri.ch

    Präsentiert mit Tsüri.ch und Film Festival Diritti Umani Lugano